In Devipuram (Indienreise)

Vom 14. bis 25. Februar sind wir in Devipuram, einem abgelegenen Platz in einer bewaldeten Hügellandschaft. Hier lernen wir eine Lehre und Praxis des Sri Vidya kennen, die die Göttin als Manifestation und Energie des Universums verehrt.

Sri Vidya gehört zu den tantrischen Gruppen der Sri Kula, die geschwisterlich neben Kali Kula und weiteren Kleingruppen zur Hauptlinie Shakta der grossen Göttin Shakti gezählt wird. Shakta ist die kleinste der drei Hauptlinien im Hinduismus. Die anderen zwei sind Shaiva (Shivaismus) und Vaishnava (Vishnuismus). In allen diesen drei Hauptlinien gibt es tantrische Gruppen, die meist in der Minderheit sind und nur in seltenen Fällen eine mit uns geläufige Körperarbeit und sexuelle Energie praktizieren. Wenn Du also in Europa oder sonstwo von Sri-Vidya-Kursen hörst, heisst es noch lnicht, dass dort Tantra praktiziert wird.

Devipuram heisst alle Leute willkommen. Oft sind es ganz einfache Leute aus der ländlichen Umgebung, die kommen. Die Feiern für die Öffentlichkeit muten recht traditionell an: Priester (Brahmanen) singen Mantren und Verse (Sutren), erstellen grafische Formen (Yantras) und vollziehen sakrale Gesten (z.B. mit Feuer, Flüssigkeiten, Windfächer, erdigen Gegenständen). Brahmins sind generell für den sakralen Raum und den Ablauf der Puja verantwortlich. Wir waren zur Einweihung eines Ganesh-Tempels eingeladen, die fünf Tage dauerte. Für uns bedeutete dieser Besuch ein kulturhistorischer Ausflug in alte Wert- und Erscheinungsformen, die wir am ehesten mit einem Hochamt in einer römischen oder griechisch-orthodoxen Basilika vergleichen würden. In der ersten Begegnung mit solchen Zeremonien nehmen wir viele äussere Aktivitäten wahr. Wir neigen dazu, das als Brimborium zu bezeichnen. Was dahinter steht, erschliesst sich uns nicht so schnell. Das einzige, das uns tiefer führen lässt sind unser inneres Gespühr und die Resonanz im eigenen Körper. Berührt uns etwas tiefer? Fühlen wir ein Strömen oder sonst eine Veränderung irgendwo in unserem Körper? Öffnet sich unser Herz? Wenn ja, haben wir einen Durchgang in die innere Welt dieser Erscheinungen und wohl ebenso zu uns selber gefunden?

Im zweiten Teil unseres Aufenthaltes in Devipuram erhielten wir eine intensive Einführung in Tantra. Nebst konkreten Handlungsanleitungen bekamen wir auch einen Eindruck, auf welche Art hier Tantra praktiziert wird und welche Menschen an solchen Ritualen teilnehmen.
Darüber berichten wir gerne später und werden einzelne Module in unsere Anlässe einfliessen lassen.