Liebe in Partnerschaft oder in Gemeinschaft?

Martin Ucik hat den bedeutenden vietnamesischen Zen-Meister Thich Nhat Hanh erwähnt, der Liebe als Verständnis für das Leiden anderer Menschen definierte und sagte "Es ist möglich, dass der nächste Buddha (der Erleuchtete) der Buddha der Liebe ist, der nicht ein Individuum ist, sondern die Form der Sangha annimmt; eine Gemeinschaft, die Verständnis und liebevolle Güte praktiziert, eine Gemeinschaft, die ein achtsames Leben praktiziert."

Das klingt geradezu ideal für einen Mönch in klösterlicher Gemeinschaft, und wir glauben gerne, dass das auf die Sangha von Thich Nhat Hanh weitgehend zutrifft.
In unserer aktuellen Zeit tauchen aber mehr und mehr Beispiele von Spannungen und Missbrauchsgeschichten in religiösen Gemeinschaften auf. Unsere Gesellschaft ist bereit, Tabuthemen und Machtprobleme anzusprechen und nicht mehr unter den Teppich zu wischen.

Martin meint, dass solch idealisierte Gemeinschaften häufig instabil, nicht nachhaltig und nicht in der Lage sind, eine größere Wirkung in der Welt zu entfalten, auch wenn alles mal mit bester Absicht begonnen hat. Es fehle aber an Engagement, passenden Strukturen und Methoden, mit den Schattenproblemen der Organisatoren und derer Mitglieder umzugehen.

Nach Martin Ucik ist Liebe noch mehr als "Verständnis für das Leiden anderer Menschen". Wenn wir unsere Fähigkeit nutzen, uns als eine Person in den vier Dimensionen unseres Seins auszudehnen, um mehr Güte, Wahrheit, Schönheit und Funktionalität auf der Ebene aller sieben Chakren mitzuerschaffen, indem wir gesunde weibliche und männliche Polaritäten in uns ausbalancieren, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, dann werden wir die Grenzen der Liebe in Gemeinschaften und Gruppen erkennen. Ihre Mitglieder müssen sich in der Regel nicht mit tieferen Themen und Verpflichtungen zur Liebe und Mitgestaltung auf der Ebene des ersten Chakras auseinandersetzen, indem sie Ressourcen wie Haus und Geld teilen, auch nicht des zweiten Chakras durch Sexualität und Kindererziehung, nicht des dritten Chakras durch Macht teilen und Grenzen aushandeln, ebenso nicht des vierten Chakras durch Bindungsprobleme und das Unbewusste einschließlich Schatten und Wunden aus der Kindheit bewältigen, des fünften Chakras durch die Kommunikation kreativer Ausdrucksformen und Handlungen durch Geltungsansprüche, des sechsten Chakras durch gemeinsame Werte und Berufung und des siebten Chakras durch Unterschiede in der (geistigen) Einheit.

Wenn wir achtsames Leben und Erleuchtung (die Buddha- oder Christusnatur, wenn Du so willst) als mitfühlendes, gegenwärtiges Moment-zu-Moment-Bewusstsein ohne Beurteilung definieren, in dem wir alles annehmen und nichts vermeiden (einschließlich Schatten und romantischer Eins-zu-Eins-Liebesbeziehungen), dann sehen wir die Grenzen der Idee, dass der nächste Buddha der Liebe die Sangha sein könnte. Sie vermeidet oder umgeht spirituell die einzigartige Tiefe und die Herausforderungen, die uns das Umarmen und Miterschaffen mit mindestens einem anderen Menschen in einer festen Liebesbeziehung schenkt, und schlägt stattdessen vor, dass wir uns direkt vom "Ich/Mich"-Individuum zur größeren "Wir/Uns"-Gemeinschaft bewegen, die natürlich weniger Tiefe und mehr Spannweite hat.

Martin schlägt daher vor, dass wir die postmoderne Sichtweise von Liebe und Erleuchtung transzendieren und einbeziehen und einen "holarchischen" integralen Ansatz wählen, in dem spirituelle und liebevolle Praxisgruppen und Gemeinschaften der fruchtbare Boden für Singles werden, um Paare zu bilden, die zuerst durch fortlaufendes Lernen, Heilen, Wachsen und Erwachen zum Buddha der Liebe als Sangha werden und dann Kernfamilien als Fundament für blühende Gemeinschaften, friedliche Nationen und eine nachhaltige Zukunft für die Menschheit bilden.

Darum geht es ihm in seinen kommenden Integral Relationship Practice Groups and Practitioner, Professional, and Group Facilitator Training. Auf den verlinkten Gruppen findest Du die Daten für nächste Treffen, die wir wärmstens empfehlen. Auf einzelnen Webseiten gibt es weiter unten auch eine deutschsprachige Version.

Das Thema, das Thich Nhat Hanh und Martin angesprochen haben ist im traditionellen Tantra schon seit Jahrhunderten vertraut. Es gibt zum einen Tantrika, die als Mönch/ Nonnen in einer Sangha oder als Asket*innen alleine leben. Ebenso gibt es Tantrika, die "householder" sind, also eine Familie gründen und Kinder aufziehen.