Mehr Freiwilligkeit und Achtsamkeit im Sex: Schweden gibt in einem neuen Gesetz vor, wo‘s lang geht

Ein Gesetz in Schweden, das seit Juli 2018 in Kraft getreten ist verlangt, dass die Beteiligten einem sexuellen Akt zustimmen. Das geht weiter als die Gesetzgebung unserer deutschsprachigen Länder.

Eine Absicht sei, dass Sexualität für alle Beteiligten wirklich freiwillig ist. Dulden von Sex oder sich nicht wehren dagegen gelte nicht mehr als Zustimmung. Fortan sei eine deutliche Einwilligung zu einem sexuellen Akt einzuholen.

Ein solches Gesetz sei normativ; es setze also nicht einfach nur Grenzen, sondern gebe eine Ausrichtung mit: Vor und mit einem sexuellen Austausch habe eine passende Kommunikation stattzufinden, die zumindest die Freiwilligkeit der Partner gewährleiste.

Es gibt Meinungen und Presseberichte, die zu Spott neigen und eine solche Gesetzesbestimmung als unmöglich bezeichnen. Differenziertere Reflexionen stellen neben den Schwierigkeiten für eine Umsetzung auch die Potentiale vor, z.B.
der Artikel in der Süddeutschen Zeitung oder
ein Beitrag von SRF zum Schwedischen Gesetz gegen Vergewaltigung.

Dieses Schwedische Gesetz kann uns in anderen Ländern darauf hinweisen, wo es lang gehen könnte bei sexuellem Austausch und bei normativen Vorgaben wie z.B. Regeln oder gar Gesetze.

Es kann uns anregen, unsere Kommunikation vor und während der Sexualität zu reflektieren und zu verbessern. Es wird ein Thema für Schulen und spätere Weiterbildungen im Erwachsenenalter sein müssen. In Ausbildungen, wie z.B. Neo-Tantra oder sexological bodywork wird das gelegentlich auch praktisch, nicht nur theorisch gelernt, z.B. klar Stopp zu sagen und noch besser: Anregungen für Alternativen und willkommene sexuelle Ausdrucksformen einzubringen, vielleicht gar etwas von unseren Phantasien oder Sehnsüchten preiszugeben. Kommunikation muss nicht auf ein verbales Gespräch während dem Liebesspiel reduziert werden; so etwas lässt sich besser einige Stunden vorher oder nachher tun. Zur Kommunikation während dem sexuellen Austausch gehören eher klar verständliche Zeichen, z.B. achtsame Berührung, aktive Mitbeteiligung, wertschätzende Grundhaltung, sich einlassen, hinlauschen können, zustimmende Gesten, einen Wir-Raum pflegen, gelegentliches kurzes Innehalten und Nachprüfen, den individuellen Atem von jedem Beteiligten spüren und zeitweilig vielleicht gar in gemeinsamem Rhythmus atmen, Zeit für ein Lächeln oder gar für Lachen und Weinen haben, nach Wünschen fragen usw.
Das und noch einiges mehr kann für uns alle ein lustvolles, liebevolles und erhellendes Lernfeld bedeuten.

 

Einzelne Gruppen des Erfahrungskreises und weiterer Organisationen reflektieren und üben solche Verhaltensweisen bewusst. Die Online-Gruppe Intime Beziehung(en) integral reflektiert nutzt dazu auch die integrale Landkarte mit Perspektiven, Quadranten, Entwicklungsstufen, Zuständen, männlichen oder weiblichen Anteilen, Schattenarbeit usw. als zusätzliche Orientierung. Auch im IF-Salonabend vom 6.9.2018 in Zürich widmen wir uns diesem Thema mit integralen Methoden. Wir lernen dabei einander und uns selber besser kennen. Wir erhalten Anregungen, wie wir uns als Individuen, als Sexualpartner und als Gesellschaft weiter entfalten könnten. Und nicht selten wird nachher etwas Wirklichkeit, was uns vorher nicht in den Sinn kam oder noch nicht gelungen ist.

Was ist für Dich eine optimale Kommunikation in sexuellen Begegnungen?

(Blog von Remigius)