Bericht Begegnungstage 2016

Vom 18.-22. Mai 2016 haben in Turbenthal Begegnungstage integral orientierter Menschen und Gruppen aus deutschsprachigen Ländern stattgefunden. 40 Personen aus rund 12 Gruppen haben sich dazu angemeldet.

In Präsentationen vom Mittwochabend und Donnerstag schenkten beteiligte Gruppen Einblick in ihre Aktivitäten, Absichten, ihr Selbstverständnis und ihre Organisationskultur. Über vertiefende Fragen lernten wir voneinander interne Herausforderungen und damit ebenso Gemeinsamkeiten kennen.Austauschrunde und kleine Demo aus dem Erfahrungskreis (Foto von Seraina Dähler)

Austauschrunde und kleine Demo aus dem Erfahrungskreis (Foto von Seraina Dähler)

 

Am Freitag führte eine gemeinsame Wanderung zu einem Kraftplatz mit Quelle und auf eine Burgruine mit herrlicher Aussicht. Gespräche zwischendrin und eine Art Aufstellungsarbeit mit den beteiligten integralen Gruppen und Nationen vertieften die Begegnungen, die gemeinsamen Prozesse und Erkenntnisse.

Aufstellungsarbeit auf dem Hügel mit Burgruine Schauenberg (Foto von Seraina Dähler)Aufstellungsarbeit auf dem Hügel mit Burgruine Schauenberg (Foto von Seraina Dähler)

Das IF e.V. zeigte am Samstagmorgen in seiner Mitgliederversammlung eine holakratisch geführte Vorstandswahl. In kontinuierlichen Schritten während rund acht Jahren hatte das IF die Organisationsregeln und -formen der Holakratie eingeführt. Es ist ihm gelungen, eine Organisationsstruktur aufzubauen, die sowohl in der Holakratie als auch fürs bisherige Vereinsrecht passend ist.

Am Samstagnachmittag tauschten die Teilnehmenden ihre Selbstreflexion und ihre Visionen zu den Schwerpunktthemen Menschsein, Kommunikation und Verantwortung aus. Auch für Schattenthemen gab es Platz, mindestens um sie zu benennen und anzuerkennen, dass sie da sind.

In einem Fest am Samstagabend fand das Erlebte durch vielfältige kleine Aufführungen Vertiefung. Darin begleitete uns der Musiker Rainer Griefahn mit seiner Missa Solluna und mit musikalischen Darbietungen.

Musikalisch begleitete Prozessarbeit (Foto von Heinz Robert)

Im Salonkreistreffen vom Sonnstagvormittag wurde Marie-Rose Fritz zum Rep-Link (Vertreterin der Salons) gewählt und die Neubesetzung des Lead-Links (Vertreter vom IF) angekündigt. In diesem Zusammhang wurden auch die Zusammenarbeit, einige offene Fragen aus den Salons und die künftige Ausrichtung angesprochen.

Hanna Hündorf berichtete über die grosse Europäsiche Integrale Konferenz, die wenige Tage zuvor in Ungarn stattgefunden hatte und über die aktuellen Vorbereitungen für die IF-Konferenz 2017.

Die Begegnungstage wurden vom IF e.V. Deutschland-Österreich-Schweiz, vom IF Schweiz und vom Erfahrungskreis ausgeschrieben. Als weitere Gruppen vertreten waren Integrale Politik, Stiftung für Integrale Friedensförderung, Verein Integrales Leben, Die Integrale Akademie DIA, iMove, HOLON – Netzwerk für integrale Entwicklung, Integrales Institut Schweiz in Uznach, ENN-Institut, True Nature, Munich U.Lab Hub des MiT und weitere Personen, die eine Dienstleistung oder ein Projekt im integralen Umfeld pflegen. Die meisten dieser Gruppen und Projekte wurden den Teilnehmenden in einem Handout als PDF, in einer mündlichen Präsentation oder durch mitgebrachte Prospekte vorgestellt.

Für Menschen aus Deutschland und Österreich waren diese Begegnungstage u.a. erhellend, weil sie in der Schweiz eine Vielfalt eigenständiger Gruppen vorfanden, ohne dass zwingend alles unter einem organisatorischen Dach laufen muss. Vielen von ihnen gefiel auch der gemütlichere und herzliche Umgangston, ebenso der Mix von Präsentationen, Dialogen, Besinnung, Körperarbeit, Wandern, Feiern, Prozessarbeit usw.
Ein solcher Mix vermochte für ein entspannteres und gleichwohl persönlicheres Begegnen beizutragen.

Wir haben uns sowohl über wohl vorbereitete Präsentationen als auch über kritische Selbstreflexionen tiefer kennen gelernt und damit auch recht viel Verwandtschaft erlebt. Eine augenfällige Gemeinsamkeit war z.B., dass im Umfeld integraler Gruppen viel Individualismus und gleichzeitig ein Gespür für ein grösseres Wir da ist. Diese Polarität persönlich und als Gruppe unter einen Hut zu bringen ist nicht immer einfach. In der Vorbereitungsgruppe wirkten Menschen aus verschiedenen Altersstufen, Gruppen und Nationen mit. Sie ermöglichten mit Verena und Remigius, die in der Kerngruppe des IF Schweiz, im IF e.V. und im Erfahrungskreis aktiv sind, Präsentationen und Impulse aus verschiedenen Gruppen.

Für Menschen aus der Schweiz war bedeutsam, dass sich so viele verwandte Gruppen zusammen finden und dass wir neben Präsentationen oder lockerem Austausch auch über mehrere Tage gemeinsam an Prozessen arbeiten. Vom IF e.V. in Deutschland durften sie erfahren, wie dort Holakratie erfolgreich eingeführt wurde und welch umfangreicher Erfahrungsschatz an integraler Theorie und Praxis in deutscher Sprache dort bereits vorhanden ist.
Das IF Schweiz hat in seinem Selbstverständnis als Vernetzerin und Ermöglicherin integral orientierter Gruppen und Projekte in der Schweiz zu einem beachtlichen Ergebnis beigetragen.
Im Erfahrungskreis freuen wir uns, dass wir aus der Kultur unserer Anlässe etwas mehr Körperarbeit, Verbindung mit der Natur, Entschleunigung und Zeit für tiefere Begegnungen beitragen durften.

Die wichtigsten Absichten dieser Tage waren, ...

  • das Wir-Verständnis der Gruppen auszudehnen und uns als integrale Strömung im deutschsprachigen Raum zu erleben, über nationale und institutionelle Grenzen hinweg
  • die Begegnung miteinander und unsere Verbindungen zueinander zu vertiefen
  • einen Bogen zu spannen zwischen grossen Veranstaltungen, wie z.B. der Europäischen Konferenz und der konkreten Arbeit der jeweiligen Gruppen vor Ort
  • einen möglichst runden Mix der integralen Landkarte anzuwenden, auch von Körper und Geist, Geist und Spirit, von Innen- und Aussensicht, von klarem Programm und ebenso von Flow und Entschleunigung, von Momenten der Stille und Dynamik, von Sprechen und Fühlen, von grobstofflichen, subtilen und kausalen Eigenschaften und weiteren Aspekten
  • uns auch unseren Schatten zu widmen, z.B. über die Schwerpunktthemen und zumindest über das Benennen, wenn Spannungen da sind.

Wichtige Ergebnisse all dieser Absichten und konkreteren Themen sind fürs IF e.V. vor allem in den konkreten Entscheiden an der Mitgliederversammlung und im Salonkreistreffen auszumachen. Nicht minder bedeutend sind Ergebnisse feinerer Natur, dass z.B. diese Versammlungen entspannt und aufmerksam zugleich, mit Ernst und Herzlichkeit, kritisch und konstruktiv, persönlich und formell erfolgten und dass nicht zuletzt alles trotzdem innerhalb eines gegebenen Zeitrahmens erreicht wurde.

Mit all dem ist so etwas wie ein neuer Mix von Kommunikations- und Organisationskultur entstanden, ein Samen, deren Wesen und Früchte sich künftig an den jeweiligen Orten im deutschsprachigen Raum anpassen und weiter entfalten wird. Damit wird wieder etwas Individuelles und ebenso etwas Gemeinsames gepflegt.

Im Reflexions- und Feedbackmeeting war Zufriedenheit und Dankbarkeit spürbar, dass die Begegnungstage so gut gelaufen sind. Das Leitungsteam, das in dieser Konstellation zum ersten Mal zusammen arbeitete, hatte die Begegnungstage präzise vorbereitet und ein Vertrauen zueinander aufgebaut. Ihnen voraus gingen zwei Visionsmeetings mit Personen aus mehreren Gruppen, um das spürbar zu machen, was für derlei gemeinsame Veranstaltungen künftig stärker angesagt ist. Daraus wurden Absichten für diese Tage formuliert, welche das Leitungsteam dann in der Planung und in der Gestaltung des Programms konkretisierte. Entschleunigung war dabei eine oft genannte und eher neue Absicht. Trotzdem schien das geplante Programm dichter und vielfältiger zu werden, weil so viele viel versprechende Ideen da waren. Zum Glück gelang es dem Leitungsteam an den Begegnungstagen, das Programm zu vereinfachen und es flexibel an die laufenden Ergebnisse und Stimmungen anpassen. Mit einem selbstkritischeren Blick dürfte es trotz dieser erfreulichen Ergebnisse immer noch mehr Pausen fürs Innehalten, für Erholung, für Dialoge zu zweit oder zu dritt und ebenso für die Ernte geben. Vernetzung, Ernte aus dem gemeinsam Erlebten und wachsende Zusammenarbeit scheinen deutlich mehr Zeit zu brauchen, manchmal auf freie, unstrukturierte Art und manchmal in einem Rahmen mit Begleitung und konkreten Inputs. Diese Zusammenhänge oder Dynamiken möchten wir künftig noch ernster nehmen. Einigen Schattenthemen haben wir uns zwar gestellt, aber auch ihnen dürften wir uns durchaus mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen.

Neben dem Programm wurden das gemeinsame Kochen gelobt und ebenso die köstlichen Ergebnisse daraus. Darüber hinaus hatten einzelne Teilnehmende kulinarische Spezialitäten aus ihrer Region mitgebracht, die Europa richtig schmackhaft erscheinen liessen.

Die Einladung zur Veranstaltung würden wir künftig deutlich früher bekannt geben, wenn möglich schon ein Jahr voraus mit Datum ankündigen. Neben vielen sehr schönen Erfahrungen dürfen wir also Impulse und Verbesserungsabsichten mitnehmen, damit künftige Veranstaltungen noch besser werden.

Ich persönlich habe mir vorgenommen, die Vielfalt integral orientierter Organisationen und Projekte mehr zu würdigen, mehr mit ihnen in Austausch und wenn möglich gar in Zusammenarbeit zu sein, egal, ob sie zur eigenen Organisation oder zu "den andern" gehören. Dazu gehört auch, Werbung für sie alle zu machen. Damit habe ich bereits begonnen, z.B. in den Newslettern des IF Schweiz, was inzwischen zu einem Überblick über Aktivitäten in der Schweiz und über Bezüge zu integralen Strömungen in Nachbarländern geworden ist. Ebenso habe ich gelernt und mir vorgenommen, eine Gruppe oder ein Projekt nicht mehr so kritisch wie bisher zu beurteilen, ob es nun genügend "integral" sei oder ob die Terminologie und die integrale Landkarte AQAL zur persönlichen Verortung genutzt wird  (obwohl ich einen solchen Anspruch für mich persönlich beibehalten möchte). Vielmehr möchte ich deren Potential erspüren, mein Herz mehr öffnen können und würdigen, dass Menschen dabei sind, sich über persönliche und nationale Interessen hinaus für das Wohl der ganzen Menschheit beider Geschlechter, vielleicht sogar aller Lebewesen und des ganzen Kosmos einzusetzen. Das sind Tendenzen, die sich bei mir aufgrund dem Austausch an den Begegnungstagen und deren Schwerpunktthemen Menschsein, Kommunikation und Verantwortung vertieft haben.

Im Namen des Vorbereitungskreises danke ich allen, die sich in diesen Begegnungstagen eingebracht und zum guten Gelingen beigetragen haben.

Remigius Wagner.

 

Fotogalerie

Kleine Präsentation aus dem Erfahrungskreis (Foto von Seraina Dähler)

Austauschrunde (Foto von Marie-Rose Fritz)

     

Links: Unser Organisations- und Kochtalent                 Rechts: Küche, Buffet und Mitwirkende im 
(Foto von Heinz Robert)                                           Küchenteam (Foto von Marie-Rose Fritz)
        

 

Im Dickicht (Foto von Heinz Robert)

Links: Walddickicht 
(Foto von Seraina Dähler)

Rechts:
Pause auf der Wanderung
(Foto von Seraina Dähler)

Austauschrunde (Foto von Seraina Dähler)

Austauschrunde (Foto von Marie-Rose Fritz)

Aufstellung auf dem Hügel mit Burgruine (Foto von Seraina Dähler)

Tanzen vor der Arbeit (Foto von Seraina Dähler)

Vorbereitung einer holakratisch geführten Wahl (Foto von Heinz Robert)

Sammlung der Wahlergebnisse (Foto von Heinz Robert)

Der gewählte Vorstand des IF e.V. (Fotos von Heinz Robert)